Sonntag, 8. November 2020

Spannungsbogen und -kurve

Hallo an alle,

Diesmal widme ich mich wieder dem Schreiben nach dem Ungetüm von Urheberrecht. 😨 Wichtig für jede Geschichte sind der Spannungsbogen und die Spannungskurve. Gibt es da einen Unterschied? Wie sollte sich so eine Spannungskurve aufbauen? Diese Antworten und etwas mehr kläre ich hier. 


Spannungsbogen oder -kurve?


Oftmals werden beide Begriffe synonym verwendet, da sie sich ähneln, aber tatsächlich haben einige findige Leute eine Unterscheidung aufgestellt. Der Spannungsbogen ist ein Bogen, gewölbt und allumfassend. Er beschreibt das ganze Stück. Dazwischen gibt es Spannungskurven. Diese sind eher wie diese Kurven in Diagrammen zu verstehen mit einem Auf und Ab. Dies bildet sowohl die Handlung im Ganzen, als auch einzelne Kapitel ab.

Wichtig ist diese Spannungskurve, damit das Stück stimmig ist und zum Lesen anregt. Oft ergibt sich das von selbst. Eine Geschichte wird selten mittendrin anfangen. Eine Ausnahme bilden jedoch Kurzgeschichten, die durchaus zwischendrin beginnen (für die wird es einen Extrapost geben). 


Wie ist die Spannungskurve aufgebaut?


Die Kurve beginnt mit der Exposition oder lapidar gesagt mit einer ganz leichten Steigung. Hier werden zunächst die Figuren eingeführt, die Situation erklärt und der Hauptkonflikt (der sich durch die Geschichte als roter Faden zieht) vorgestellt.

Im zweiten Abschnitt kommt es zu einer größeren Steigerung. Die Figuren beginnen zu interagieren und der Hauptkonflikt baut sich immer weiter auf. 

Beim dritten Abschnitt schießt die Kurve durch die Decke. Es ist der Höhepunkt, alles spitzt sich zu. Das ist der Moment, bei dem ihr alles gebt und es den Traumpartner gibt, der Täter enttarnt wird ...

Nun geht es wieder etwas bergab, alles scheint sich zu beruhigen, doch es ist nur die Ruhe vor dem Sturm. Der Traumpartner ist doch nicht so perfekt, der verhaftete Täter besteht darauf, unschuldig zu sein. Langsam bahnt sich eine Katastrophe an. Dieser Abschnitt wird Retardation genannt.

Der letzte Abschnitt ist dann die Katastrophe, das große Finale. Die Katastrophe wird gemeistert (oder auch nicht 😉), der Hauptkonflikt gelöst und dann geht es zum Ende über.


Hier einmal ein grober Plot, wie das bei einer Romanze aussehen könnte (ich denke, bei einem Krimi oder so ist es recht eindeutig):

Abschnitt 1 (Exposition): Nick und Jeanne werden eingeführt. Er ist neu in der Stadt und sie nun nach Beziehung Nummer 4 schon wieder Single. 

Abschnitt 2 (steigender Moment): Wiederholt kreuzen sich die Wege der beiden. Jeanne hat sich in Nick verliebt, doch dieser bekommt es nicht mit.

Abschnitt 3 (Höhepunkt): Die zwei gestehen sich ihre Liebe und sind das Traumpaar. Nichts scheint sie trennen zu können – bis plötzlich Nicks Exfrau in der Stadt auftaucht und die beiden miteinander schlafen. Jeanne erwischt sie.

Abschnitt 4 (Retardation): Jeanne trennt sich von Nick und versucht, ihn zu vergessen. Beide sind einsam ohne den anderen und immer wieder denken sie an die Zeit als Paar zurück. Jeanne erfährt, dass Nick einen Unfall hatte.

Abschnitt 5 (Katastrophe): Nicks Zustand ist kritisch. Er ringt mit dem Tod. Er schafft es, die beiden kommen zusammen und heiraten am Ende.


Gibt es Buchreihen, enden diese bei einem aufsteigenden Teil der Spannungskurve. Häufig endet ein Band mit einem Cliffhanger.


Der Cliffhanger


Alle lieben und hassen ihn gleichermaßen. Er ist der Moment, in dem es um alles oder nichts geht, um Leben und Tod und dann: Schluss. Er eignet sich bei Buchreihen, aber auch bei einzelnen Kapiteln und soll zum Weiterlesen animieren. Gern wird er auch beim Prolog verwendet, um zu ködern. Wichtig ist bei einem Cliffhanger, die Leser zappeln zu lassen. Ein Cliffhanger, der zwei Sätze später aufgelöst wird, ist verschenktes Potential. Wechselt den Ort, die Zeit oder auch die Perspektive. Der Leser muss wissen wollen, wie es weitergeht. Zögert diesen Moment aber auch nicht zu lange hinaus. Ein Cliffhanger auf Seite 50 und die Fortsetzung auf Seite 120 frustriert. Die Ausnahme ist im Prolog, denn da wissen die Leser, dass sie sich gedulden müssen und nehmen das in Kauf.


Die Spannungskurve im Kapitel


Wie eingangs erwähnt, kann die Spannungskurve einzelne Kapitel beschreiben. Manchmal werden sie (z. B. durch einen Cliffhanger) vorzeitig abgebrochen. Die einzelnen Abschnitte sind natürlich kleiner, manchmal nur wenige Sätze lang. Hier ein Beispiel für die Spannungskurve in einem Kapitel:

Abschnitt 1: Jeanne wacht auf und findet sich neben Nick im Bett liegend wieder. Sie denkt an die gestrige Nacht zurück.

Abschnitt 2: Nick wacht nun ebenfalls auf. Er sieht zu Jeanne und macht einige  Komplimente.

Abschnitt 3: Sie stehen auf und Nick macht das Frühstück. Jeanne hilft ihm dabei und einmal mehr liegt Liebe in der Luft.

Abschnitt 4: Sie essen gemeinsam und überlegen, was sie mit dem Tag anstellen. Das Telefon klingelt.

Abschnitt 5: Nick geht ran und es ist Hugh, Nicks bester Freund. Dieser ist überraschenderweise kurzfristig auf dem Weg. In einer halben Stunde ist er da. Hugh will ihn treffen und Nicks Freundin kennenlernen. Die Pläne des Tages sind über Bord, doch sie arrangieren sich damit. 


Fazit


Die Spannungskurve ergibt sich häufig von allein, aber das Wissen um diese kann beim Plotten durchaus sinnvoll sein, vor allem dann, wenn die Planung stockt oder das gewisse Etwas fehlt.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen