Samstag, 17. April 2021

Kommaregeln

Hallo an alle,

schon länger habe ich angekündigt, dass ein Post zu den Kommaregeln folgen wird und hier ist er. Kommaregeln sind geprägt von Ausnahmen und Ausnahmen der Ausnahmen, aber ein näherer Blick auf die Thematik lohnt sich. 😉

Das Komma ist ein Gliederungszeichen, dass dabei hilft, einen Satz verständlicher macht. Manchmal sind sie unverzichtbar, um den Satz zu verstehen. Andere wiederum sind optional, also ein Kann, aber kein Muss. 

Aufzählungen

Fangen wir mit der bekanntesten Funktion an: die Trennung von Aufzählungen. In vielen Fällen kommt zwischen die Wörter ein Komma.

Er brauchte Mehl, Milch, Butter, Eier und Sahne.
Sie war zu spät, klitschnass und fror.

Kleiner Tipp: Bei einer Aufzählung klingt es oft besser, das letzte Komma durch ein „und“ zu ersetzen. Bei spannenden Szenen kann eine Aufzählung ohne „und“ mehr Dynamik hereinbringen.

Sie schrie laut, unmenschlich, hysterisch.

Auch das Wort „oder“ kann ein Komma wie das Wörtchen „und“ ersetzen.

Er sollte Äpfel, Birnen oder Bananen mitbringen.


Hier kommt aber auch schon der erste Fall bei „und“ bzw. „oder“, in dem ein Komma optional ist: wenn einzelne Hauptsätze aneinandergereiht sind. Hauptsätze sind Sätze, die einzeln für sich stehen können. Ist das nicht der Fall, sind es Nebensätze. Ein Nebensatz wäre: Dass er zu spät kam. Da fehlt einfach was. 

Er hatte genug. Er ging. -> Er hatte genug, und er ging.
Sie kann die Stadt verlassen. Sie kann auch bleiben. -> Sie kann die Stadt verlassen(,) oder sie bleibt hier.

Gibt es keine Wörter (siehe nächster Punkt), die das Komma ersetzen, ist das Komma zwischen zwei gleichrangigen Sätzen Pflicht.

Sie kann die Stadt verlassen, sie kann bleiben.


Bei Adjektiven wird es etwas kniffliger. Da kommt nur ein Komma zwischen gleichrangigen Adjektiven. Das bedeutet, die Adjektive sind vertauschbar ohne komisch zu klingen.

Der heiße, süße Kakao wurde gebracht. Der süße, heiße Kakao wurde gebracht. 

Der Kakao ist heiß und süß. Es ist nicht wichtiger, dass er heiß oder süß ist. Das ist jedoch kontextabhängig. 

Ein beliebtes und eindeutigeres Beispiel ist:

Die jüngsten politischen Entwicklungen sorgten für Unruhen. 

Eine Umstellung geht hier nicht.

Die politischen, jüngsten Entwicklungen sorgten für Unruhen. Das ist falsch, denn das würde bedeuten, es sei nicht wichtig, ob die Entwicklungen jung oder politisch sein. Aber eben der Aspekt der Politik führte hier zu Unruhen.

Konjunktionen

Konjunktionen sind Bindewörter, die zwei gleichrangige Sätze (Hauptsatz mit Hauptsatz oder Nebensatz und Nebensatz) verbinden.

Die bekannteste Konjunktion ist „und“.

Er knallte die Tür hinter sich zu und stürmte wütend davon.
Sie wusste, dass er sie belog und dies immer tun würde.

Wenn ein „wie“ in der Bedeutung von „und“ genutzt wird, kommt auch kein Komma.

Sie war Tag wie Nacht müde.

Auch „sowie“ ist eine Konjunktion.

Er liebte Blumen sowie Schokolade.

„Sowohl ... als (auch)“ ersetzt ebenfalls ein Komma. Ebenso verhält es sich so mit „sowohl ... wie (auch)“, „weder ... noch“, „nicht ... noch“, „oder“, „entweder ... oder“, „beziehungsweise“ und „respektive“.

Wenn ein schließendes Komma (siehe Abgrenzungen) und eine Konjunktion zusammentreffen, ist das Komma Pflicht.

Ich wusste, dass sie kommen, und habe sie erwartet.

Nebensätze können zu einer Aufzählung werden. Werden sie mit einer Konjunktion verbunden, entfällt das Komma.

Sie aß Birnen, Torte, Kekse und was sie sonst noch wollte.

Alle anderen Nebensatz-Kommas bleiben aber erhalten.

Sie aß Birnen, Torte, Kekse und was sie sonst noch wollte, bis sie satt war.

Abgrenzungen

Ein Komma hilft auch, einen Satz in seiner Hauptaussage von einer zusätzlichen Information (Einschub, Relativsätze etc.) abzutrennen, damit das Gehirn auch das als einzelne Informationen wahrnimmt.

Einschub

Er lief in die falsche Richtung, schon wieder, und drehte um.

Hier ist auch zu sehen, dass plötzlich vor dem „und“ ein Komma steht. Oben war es optional, aber hier nicht. 😱 Ich bringe mal etwas Licht ins Dunkel. Oben haben wir gesagt, dass Komma ist optional bei Hauptsätzen. „Schon wieder“ ist kein Hauptsatz, sondern ein Einschub. Einschübe werden von Kommas umschlossen (außer ein Punkt als Satzende ersetzt das Komma. Alternativ können statt den Kommas auch Klammern oder Gedankenstriche genutzt werden.

Nebensatz

Er sah, wie sie sich versteckte. 

„Wie sie sich versteckte“ ist ein Nebensatz, daher ist es wieder Pflicht. Es hilft, den Satz laut zu lesen. Instinktiv machen wir dort eine kurze Pause. Bei solchen Pausen kommen häufig Kommas. Es gibt auch Signalwörter, die darauf aufmerksam machen, dass ein Nebensatz kommen könnte. Und die Regel ist, der Nebensatz ist mit Komma vom Hauptsatz zu trennen. Hier einige Signalwörter:

  • Begründung/Absicht/Zweck: weil, da, deshalb, damit, um ...
  • Zeitangabe: als, nachdem, während, bevor, bis ...
  • Art und Weise: ohne, indem, wobei ...
  • Bedingung: falls, wenn
  • Einschränkung: obwohl, obgleich, aber, jedoch ...
  • Konsequenz: dass, sodass, weshalb ...

Eine Besonderheit gibt es bei „wie“ und „als“ zu beachten. Wird „wie“ (gleich) und „als“ (ungleich) zum Vergleich verwendet, dann steht kein Komma.

Er ist größer als Tanja. Lisa ist so schnell wie Tom.

Gibt es eine Unsicherheit, kann versucht werden, den Satz umzustellen. Oft werden gebeugte Verben durch ein Komma getrennt. Das kann manchmal helfen. 

Er wusste nicht, dass sie in der Stadt war. -> Dass sie in der Stadt war, wusste er nicht.

Bei mehreren einleitenden Nebensätzen ist das Komma optional.

Angenommen(,) dass er zu spät kommt, werde ich alleine kommen.

Bei den Konjunktionen aber, sondern, jedoch und doch ist nicht immer klar, ob sie eine Aufzählung sind oder einen Nebensatz einleiten. In diesen Fällen ist das Komma auch optional.

Ihnen war warm, aber sie schwitzten nicht(,) und genossen den Tag.

Bei formelhaft gebrauchten Verkürzungen eines Nebensatzes, können die Kommas entfallen. Das gilt aber nur bei gebräuchlichen Verkürzungen.

Er will(,) wenn möglich(,) heute noch fertig werden.
Sie kommt(,) wie gesagt(,) erst morgen.

Zusatz

Das ist Marie, meine Schwester.
Marie, meine Schwester, ist Sängerin.

Wichtig ist, bei Zusätzen zu schauen, ob sie wirklich Zusätze oder eine Aufzählung sind.

Marie, meine Schwester und ich gehen Schwimmen. -> 3 Personen
Marie, meine Schwester, und ich gehen Schwimmen. -> 2 Personen

Vornamen gelten als Zusätze. Das gilt aber nur, wenn der Familienname zuerst steht. Vor- und Familienname werden nicht durch ein Komma getrennt. Es ist nicht immer eindeutig, was der Vor- und was der Nachname ist, weshalb diese Umsetzung hilft, dass es klarer wird.

Müller, Marie, und Ludwig, Thomas, kommen bitte zum Tresen.
Marie Müller und Thomas Ludwig kommen bitte zum Tresen.

Bei Titeln und Beinamen entfallen die Kommas.

Sir Donovan blieb der Gesellschaft fern.
Dr. Jonas Liebig hielt einen Vortrag.

Erläuterungen, die mit „und zwar“, „das heißt“, „nämlich“ ... beginnen, erfordern ein Komma.

Er hat den Bus verpasst, das heißt er kommt zu spät.
Sie kennt ihn, und zwar aus der Schulzeit, und liebt ihn.

Wenn die Erläuterung zwischen Substantiv und Adjektiv oder Verb und Hilfsverb entfällt das zweite Komma.

Die Show enthält viele, und zwar sehr viele lustige Szenen.
Sie hatte alles, das heißt die Texte vergessen.

Relativsatz

Ein Auto, das schon längst als antik galt, fuhr viel zu langsam.

Eine kleine Auffrischung: Relativsätze sind auch eine Art Einschübe, die etwas genauer beschreiben. Wenn dort drei namenlose Männer stehen, muss vielleicht erklärt werden, welcher von denen gemeint ist. Nebensätze stehen oft sehr nahe dem Objekt, das sie näher beschreiben und werden oft mit der, die und das eingeleitet. Manchmal auch dessen.

Die Frau, die vor dem Regal stand, war blass.
Der Spieler, der eingewechselt worden war, brachte den Sieg.
Das Blatt, das unbeschrieben war, hatte einen Knick.
Das Kind, dessen Kleid dreckig war, weinte.

Treffen mehrere Fälle aufeinander - eine Aufzählung und Abgrenzung -, haben die Regeln der Abgrenzung Vorrang.

Hervorhebung, Ausrufe, Anreden

Wenn eine Wortgruppe oder ein Wort zur Betonung an den Satzanfang geschoben wurde, muss ein Komma gesetzt werden. 

Das Haus, dort habe ich gewohnt.
Lesen, das ist ihr Hobby.

Erläuterungen eines Nomens oder Adverbs fordern ein Komma. 

Adverbien sind als Umstandswörter bekannt. Sie beschreiben Zeit, Ort, Art und Weise und den Grund. Zum Beispiel oft, heute, hier, schnell … Es gibt sehr viele Überschneidungen zu Adjektiven und mehr, das wird nochmal ein eigenes Thema.

Er bewunderte ihn, den Überlebenskünstler.
Nur sie, das Opfer selbst, kann uns helfen.
Sie ging oft, fast täglich, spazieren.

Ausrufe, Kommentierungen und Bekräftigungen verlangen ein Komma.

Gott, hast du mich erschreckt.
Das ist eklig, igitt.
Ja, da hast du Recht.
Sie kommen, leider, zu spät.

Ist keine Hervorhebung gewünscht, dann entfallen die Kommas.

Sie kommen leider zu spät.

Das Wort „bitte“ wird im Normalfall ohne Komma genutzt. Bei einer Hervorhebung ist es jedoch nötig.

Bitte lass mich allein.
Bitte, lass mich allein.

Anreden werden mit Kommas vom Satz getrennt.

John, das ist gefährlich.
Da hast du dir viel vorgenommen, Bruder.
Das hättest du wohl gern, mein Lieber, aber so nicht.

In modernen und unformellen Anschreiben wird das Komma zwischen Begrüßung und Anrede optional.

Guten Tag(,) Herr Schneider, sie haben sich länger nicht gemeldet.

Ein Komma zwischen Ausruf und Anrede ist optional.

Oh(,) Marie, das wusste ich nicht.

Datum, Adresse, Literaturangaben

Bei Datums-, Adress- und Literaturangaben ist nur das erste Komma Pflicht. Das Zweite ist optional.

In Berlin, 1947(,) wurde ich geboren.
Herr Maier, Lindenstraße 14(,) ist umgezogen.
Sie hat den Duden, 27. Auflage(,) benutzt.

Bei Geburtsdaten ist es optional.

Paul Lindner(,) geboren am 25.05.1958 in München(,) wurde ermordet.

Partizip- und Infinitivgruppen

Bei Partizip- oder Infinitivgruppen ist es ebenfalls optional. Da gilt jedoch entweder zwei oder gar keines.

Eine kleine Erinnerung, was diese Gruppen überhaupt sind: Es gibt zwei Partizipe. Partizip 1 ist die Beschreibung einer gleichzeitigen Handlung durch das Anhängen von -d. Es kann auch als Adjektiv oder Adverb genutzt werden.

Singend lief sie durch die Wohnung. -> Sie läuft und singt gleichzeitig.

Das Partizip II wird bei der Zeitenbildung genutzt, aber auch zur Verkürzung. Gebildet wird es durch die Vorsilbe ge- und ein n am Ende.

Sie hat gesungen.

Pflicht ist ein Komma, wenn es ein späterer Nachtrag oder Zusatz zu einem (Pro-)Nomen ist.

Der Mann rannte davon, keuchend und stolpernd.

Auch wenn der Zusatz zwischen Subjekt und Prädikat steht, müssen Kommas gesetzt werden.

Der Mann, keuchend und stolpernd, rannte davon.

Steht der Zusatz nach dem Subjekt und Prädikat, sind die Kommas jedoch optional.

Der Mann rannte(,) keuchend und stolpernd(,) davon.

Eine Infinitivgruppe ist der Infinitiv (Grundform) eines Verbs gepaart mit zu. Wenn es eine Wortgruppe ist, die einem Nebensatz nahekommt, ist das Komma optional. Wird es gesetzt, muss es am Anfang und Ende der Infinitivgruppe stehen.

Er weigerte sich(,) nach Hause zu gehen.
Sie empfahl(,) in Deckung zu bleiben(,) und verschwand.

Pflicht ist das Komma:

1. Bei den Konjuktionen „statt“, „um“, „als“, „außer“, „anstatt“ und „ohne“:

Sie würde, statt zu gehen, hier bleiben.

2. Bei der Abhängigkeit von einem Substantiv:

Der Gedanke, alles zu verlieren, machte ihm Angst.
Das Auto, nach Benzin lechzend, blieb stehen.
Der Mann, von der Kugel fast getroffen, keuchte.

3. Bei einem hinweisenden Wort (hier „daran“ und „so“):

Er erinnerte sie daran, Blumen zu kaufen.
Genau so, Unsinn brabbelnd, haben wir sie gefunden.
Er glaubte daran, getroffen zu haben.

Bestehen die Infinitivgruppen nur aus dem Verb und ohne weitere Wörter, dann können Pflichtkommas optional gesetzt werden. Dies ist aber nur erlaubt, wenn keine Missverständnisse entstehen. Wird sich für das Komma entschieden, müssen beide gesetzt werden.

Er wollte versuchen(,) zu tauchen.
Sie hatte Angst(,)zu verlieren(,) und ging nicht zum Wettkampf. 

Falsch wäre: Sie hatte Angst, zu verlieren und ging nicht zum Wettkampf.

Bei den Verben „sein“, „haben“, „scheinen“, „brauchen“, „pflegen“, manchmal auch „drohen“ und „versprechen“, kommt kein Komma, wenn sie ein mehrteiliges Prädikat bilden:

Es verspricht ein spannender Kampf zu werden.
Das Land war zu sehen.
Die Bombe drohte zu explodieren. 

Auch bei Infinitivgruppen, die mit dem Rest des Satzes verschränkt sind, entfällt das Komma.

Den Fall will die Polizei zu lösen versuchen.

Wenn die Infinitivgruppe den Satz umschließt, kommt kein Komma.

Die Anzeige bitten wir bald freizuschalten. 

Hauptsatz: Wir bitten. Infinitivgruppe: die Anzeige bald freizuschalten.

Wenn die Infinitivgruppe in der rechten Satzklammer ist, kommt kein Komma. Die rechte Satzklammer ist der zweite Teil des Verbs am Ende des Satzes, sobald Hilfsverben in Spiel kommen.

Sie hatte sich auf das Bett gelegt. Das Wort „gelegt“ ist hier die rechte Satzklammer.

Er hatte den Wein zu trinken begonnen.

Im Zweifelsfall ist es nicht falsch, optionale Kommas zu setzen.

Ich hoffe, ich konnte mehr Fragen lösen als aufwerfen. Interessiert euch ein Teil besonders, hinterlasst ein Kommentar und ich setze mich an die gewünschte Thematik. 😊

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