Figuren entwickeln
Diesmal ist das Augenmerk auf die Figuren eures Textes gerichtet. Was macht sie authentisch, wie werden sie entworfen?
Hier der Hinweis: Das sind Tipps und keine Non-Plus-Ultra-Formel mit dem Anspruch die einzige Wahrheit. 😉
Wenn ihr es anders macht, dann schreibt eure Vorgehensweise gern für alle in die Kommentare. Viele Wege führen nach Rom und für manch anderen ist der eure Variante die bessere.
Welche Arten von Charakteren gibt es?
Die Hauptcharaktere sind die, die der Leser begleitet und die einen großen Anteil an der Geschichte einnehmen. Sie sind die Hauptrollen. Eine definierte Grenze gibt es nicht. Sie zeichnet aus, dass sie merklich zur Handlung beitragen.
Die Nebencharaktere haben zwar einen größeren Anteil, aber sie sind eher die helfenden Freunde, Familie, Kollegen oder die kleinen Fische des Antagonisten. Hier fallen auch die rein, die ich als Statisten extra aufführe.
Statisten sind die Charaktere mit nur einem Auftritt. Das streitende Pärchen im Kaffee, der Junge, der mit dem Skateboard rücksichtslos durch die Fußgängerzone rast, das ewig schreiende Baby im Bus. Sie machen eine Szene lebendig und können bei der Ausarbeitung eines Haupt- oder Nebencharakters helfen, indem sie Reaktionen in diesen hervorrufen.
Wie werden Figuren lebendig?
Vergangenheit
„Die ganze Nacht bellte der Hund der Nachbarn unaufhörlich, der mich an unseren dauerkläffenden Terrier aus meiner Kindheit erinnert.“
Schon wissen wir, die Person hatte einen Hund und so, wie ihn das ständige Bellen nervt, war es wohl auch der einzige Hund gewesen. Manchmal ergeben sich solche Szenen auch erst beim Schreiben, aber eine Vergangenheit, die zumindest die prägnanten Wesenszüge und wichtigen Entscheidungen begründet, sollten dir bekannt sein, auch wenn sie nie den Weg in den Text finden.
Stärken und Schwächen
Charaktereigenschaften
„Seine Chefin sah ihn an wie ein überlegenes Raubtier - lauernd und wohl wissend, dass sie die Macht hatte. Und sie war sauer.
‚Ein solcher Fehler darf nicht passieren!‘ Sie hielt ihm das Blatt mit dem Zahlendreher vor die Nase. Er schluckte, ihm wurde heiß und unbehanglich zupfte er an seiner Kleidung herum.
‚Ich ... Es tut mir leid. Das kommt ... nie wieder vor‘, brachte er gequält hervor.“
Diese Person ist eindeutig nervöser Natur, hat wenig Selbstvertrauen und neigt schnell zu Angstreaktionen.
„Seine Chefin sah ihn an wie eine überreife Tomate. Ihr Kopf war feuerrot und sie schien jeden Moment zu platzen. Sie war immer so schnell sauer und meinte, die Chefin raushängen zu lassen. Innerlich verdrehte er die Augen, als er sah, dass sie ihn ansteuerte.
‚Ein solcher Fehler darf nicht passieren!‘ Sie hielt ihm das Blatt mit dem Zahlendreher vor die Nase und er ergriff es. Er musterte es, aber eigentlich war es ihm gleichgültig.
‚Ok‘, meinte er nur und wandte sich seiner Arbeit wieder zu. Ändern kann er ohnehin nicht mehr wirklich etwas.“
Diese Person ist deutlich selbstbewusster, offenbar aber auch eher unmotiviert. Sein Verantwortungsbewusstsein ist nicht groß.
Eigenheiten
Wir alle haben unsere ganz individuellen Eigenheiten, also gebt euren Figuren auch welche.
Motivation
Das erste ist das Leistungsmotiv.
Das explizite Leistungsmotiv ist die ergebnisorientierte Motivation. Das Ergebnis ist hier, der Beste zu sein. Spitzensportler, Geschäftsführer, Kanzler - nur das Beste ist gut genug. Dieses Motiv ist häufig bei Karrieremenschen zu finden.
Beim impliziten Leistungsprinzip geht es um die Tätigkeit selbst. Dieser Antrieb ist die Freude am lernen und sich stetig zu verbessern. Dieser Person ist nicht wichtig, der Beste zu sein, sondern nur, sich nach und nach zu verbessern und Fortschritte zu machen.
Das zweite ist das Machtmotiv.
Beim expliziten Machtmotiv ist das Ziel, Einfluss und Macht zu haben. Es geht nicht darum, der Beste zu sein, sondern die Kontrolle zu haben. Solche Leute werden hohe Ämter begleiten. Sei es nun der Politiker, der Elternsprecher oder das Vorstandsmitglied.
Das implizite Machtmotiv ist das positive Gefühl, dass das Kontrollieren und Lenken auslöst. Dies kann bei Situationen oder Menschen sein.
Zum Schluss gibt es noch das Anschlussmotiv.
Beim expliziten Anschlussmotiv ist es wichtig, beliebt zu sein. Viele Freunde, eine Familie - das ist das Ziel. Hier finden sich oft die Familienmenschen wieder.
Das implizite Anschlussmotiv umfasst die Befriedigung bei sozialer Interaktion. Mit anderen treffen, sprechen, kuscheln und weitere Tätigkeiten treiben diesen Menschen an.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen