Sonntag, 22. November 2020

Der Outsider - Stephen King

Hallo an alle,

heute habe ich meine erste Rezension im Gepäck. Der Meister des Horrors hatte sich in meinen Bücherstapel verirrt und ich muss sagen: zum Glück. Es ist ein lesenswertes Buch aus dem Krimigenre, gemischt mit etwas Mystery.



Inhalt


Ein totes Kind und ein Täter, der gleichzeitig an zwei Orten gewesen war. Vor diesem Rätsel steht Detective Ralph Anderson. Als die Leiche des elfjährigen Frank Peterson gefunden wird, der grausam vergewaltigt wurde, ist der Täter schnell gefunden. Es gibt viele DNA-Spuren und Fingerabdrücke, mehrere Zeugen, die den beliebten Jugend-Baseball-Coach gesehen haben. In einem Stadion wird Terry Maitland festgenommen. Während die Beweise eindeutig sind, beteuert Terry seine Unschuld. Der Detective glaubt jedoch an die Fakten und die zeigen Fingerabdrücke und DNA-Spuren. Doch trotz der Beweise kommen immer mehr Widersprüche auf und am Ende muss der Detective einsehen, dass nur das Unmögliche übrig bleibt, wenn alles Mögliche ausgeschlossen ist.

Immer wieder tauchen falsche Fährten auf und geschickt führt Stephen King mich so manches Mal an der Nase herum. Anfangs wirkte der Roman etwas schwerfällig, was daran liegt, dass alles zu perfekt passt. Natürlich war es klar, dass ein Buch mit gut 770 Seiten nicht gleich zu Beginn aufgelöst wird, doch fehlte ein Konflikt, der Spannung aufbaut. Stattdessen kommt eine Hülle Informationen, mit denen ich nicht so wirklich etwas anzufangen wusste. Etwa ab Seite 100 nahm die Spannung dann an Fahrt auf, indem immer mehr Widersprüche auftauchten. Das alles nahm zunehmend größere Ausmaße an. Manchmal schien es etwas gestreckt zu sein, doch oft folgte später die Daseinsberechtigung dieser Szenen. 

Das Ende bedauere ich ein wenig, denn es kam dann teilweise vorhersehbar und auch zu übereilt daher. Die Spannung, die gut 630 Seiten lang aufgebaut wurde, ließ auf einen großen Showdown hoffen, der dann für mich ernüchternd war. Mehr verrate ich nicht zur Handlung, doch ich empfehle trotz des Mankos das Buch.


Figuren


Die Figuren sind auf ihre Weise einzigartig. Selbst Nebenfiguren, die nur einen kurzen Auftritt haben, haben ihre eigene Persönlichkeit. Der Detective ist bis zum Ende ein Skeptiker, der das Unmögliche nicht glauben will, selbst als es keine rationalen Erklärungen gibt. Seine Frau ist enthusiastisch und dem Übernatürlichen deutlich aufgeschlossen. So zieht es sich durch das Buch bei allen Figuren. Jeder hat mindestens eine bezeichnende Eigenschaft, die konsequent verfolgt wird und somit wird eine Authentizität geschaffen, die mit Details aus der Vergangenheit gefüttert wird.

Eine ganz klare Stärke ist also die Ausarbeitung der Personen, doch auch der Orte. Sie sind fiktiv, doch mit so viel Liebe zum Detail erschaffen, dass sie real wirken. Das fängt bei der Stadtgeschichte an, über die wichtigen Orte und Einzelheiten. Das alles schafft Stephen King ohne ewige Beschreibungen, die den Lesefluss ausbremsen könnten.


Schreibstil


Stephen King verzichtet auf zu häufige lange Sätze und komplizierte Wörter. Er legt auch keinen großen Wert auf Markennamen, sondern nutzt häufig Oberbegriffe. Ab und an fallen Buchtitel oder andere Produktbezeichnungen, doch nicht in dem Umfang, dass es auffallend ist. Geschrieben ist in der 3. Person im Präteritum. Bezeichnend ist seine lebendige Art zu schreiben. Es wird nicht immer auf gewählte Sprache geachtet, sondern passt sich den Figuren an. Die Sätze sind schlicht und prägnant. Auf übermäßig viel Schmuckwerk wurde verzichtet und der Text konzentriert sich auf das Wesentliche. 


Fazit


Das Buch sorgte bei mir für viele spannende Lesestunden und so manches Mal las ich abends länger, als ich sollte, weil mich das Buch fesselte. Der Outsider ist eine außergewöhnliche Idee und zudem gut recherchiert. Dieses Buch hat mich nicht enttäuscht. Ich kann es mit bestem Gewissen weiterempfehlen. 

Das Buch ist 2018 im HEYNE-Verlag erschienen und umfasst 768 Seiten. Wenn ihr nun neugierig geworden seid, findet ihr hier das Buch und eine Leseprobe.

2 Kommentare:

  1. Elegante Worte liebe Anne. Was für professionelle Buchvorstellung. Jetzt habe ich Lust dieses Stephen Werk zu lesen. Danke.

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  2. Hallöchen.
    Dein gewünschter Showdown folgt noch, denn die Geschichte ist nicht bei diesem Buch beendet. Ebenso wird das ganze Buch ein bisschen tiefer wenn man die King Bücher die darum herum existieren und damit verknüpft sind ebenso kennt.
    Falls du Holly Gibney mit der Frau des Detectives meinst, dann ist das nicht seine Frau.
    Stephen King ist so eine Sache, bei der es keinen Sinn macht nur ein einziges Buch zu lesen, denn irgendwie gehören sie alle zusammen. Er schafft eben ein komplettes Universum und daher empfehle ich mehr von ihm zu lesen, wenn einem dieses Buch gefallen hat. Aber alles ergibt erst dann richtig ein großes Bild, wenn mann mehr Werke von ihm kennt. Das ist wie ein Puzzle bei dem ein einzelnes Teil noch lange keinen Aufschluss über das Gesamtbild gibt.
    Ansonsten empfinde ich die Buchvorstellung als gut. Wenn man bedenkt dass du nicht so tief in der Materie drin steckst.
    Weiter so und eventuell bei weiteren Büchern auch ein bisschen Recherche betreiben.

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