Sonntag, 17. Januar 2021

Aktiv und Passiv

 Hallo an alle,


Heute habe ich das Thema Aktiv und Passiv im Gepäck. Bevor jetzt alle traumatisierten Deutschschüler fliehen: Es ist einfacher, als die Deutschlehrer einem manchmal weismachten und durchaus effektiv und essentiell für die Belletristik.


Aktiv und Passiv


Um zu wissen, weshalb diese so wichtig sind, muss ich sie wohl erstmal kurz in Erinnerung rufen. Was das bedeutet (bei mir ist es schon 13 Jahre her, dass ich das Thema in der Schule hatte und da bin ich wohl nicht allein) und wie sie gebildet werden.

Aktiv bedeutet, dass jemand/etwas von sich heraus eine Handlung ausführt, also zeigt es, wer handelt. Zum Beispiel:

Er geht. Der Baum wächst. Der Regen fällt. Der Ball fliegt.

Die Bildung ist also einfach nur mit einem Verb ohne große Besonderheiten. 

Beim Passiv ist es eher nebensächlich, wer handelt, sondern dass gehandelt wird. 

Er wird angerempelt. Der Baum wird gefällt. Der Stein wird geworfen.

Gebildet wird das Passiv oft mit werden (ein Vorgang) bzw. sein (ein Zustand) und dem Partizip Perfekt (geschossen, gelesen …).

Die Tür wurde geöffnet.
Die Tür war geöffnet.

Es gibt noch weitere Verben statt sein und werden, aber das führt an dieser Stelle zu weit. 


Aktiv und Passiv im kreativen Schreiben


Um Leser zu fesseln, ist es wichtig, dass der Text lebendig ist. Dies schafft das Aktiv. Wo auf das Passiv verzichtet werden kann, ohne dass es seltsam verkrampft klingt, sollten Passivsätze umgewandelt werden. Ganz nebenbei verschwindet die Wiederholung des Wortes „wird“. 

Hier mal zwei Beispiele, um einen Vergleich zwischen einem aktiven und passiven Text zu haben:


Er wurde auf den Marktplatz gedrängt. Dort wurde eine Ansprache gehalten. Unsere Gesetze wurden kaum noch eingehalten und das würde geändert werden. Er wurde weitergeschoben, vorbei an dem Redner. Eine Seitengasse wurde sein Retter vor der Kraft der Menge. Ein Fenster wurde im gegenüber geöffnet.


Die Menge drängte ihn auf den Marktplatz. Dort hielt ein Kandidierender eine Ansprache. Die Gesetze haben ihre Bedeutung verloren und das würde der Kandidat ändern. Die Menschenmasse schob ihn weiter, vorbei an dem Redner. Eine Seitengasse rettete ihn vor der Kraft der Menge. Ein Fenster öffnete sich ihm gegenüber.


Der Beispieltext wird kein Bestseller, aber der zweite Abschnitt nimmt die Leser mit und macht sie nicht nur zu den Zuhörern der Geschichte.


Das Passiv zur Hervorhebung


Wenn es etwas zu vermeiden gilt, kann es auch gezielt eingesetzt werden. Das betrifft auch das Passiv. Wichtig ist die Dosierung.

Das Passiv kann eingesetzt werden, wenn der Fokus auf das gerichtet werden soll,  was passiert. Hier ein Beispiel:

Die Triebwerke wurden gezündet. 

Es ist nicht wichtig, wer die Triebwerke zündet, sondern dass sie gezündet werden. 


Ebenso kann der Schwerpunkt des Satzes verändert werden, so dass die handelnde Person eine untergeordnete Rolle spielt.

Der Räuber überfällt die Bank.
Die Bank wird von einem Räuber überfallen.

Beim ersten Satz ist wichtig, dass der Räuber etwas überfällt, ob nun eine Bank, Tankstelle, etc. ist nebensächlich. Beim zweiten Satz liegt der Fokus darauf, dass die Bank ausgeraubt wurde und nicht die Tankstelle am anderen Ende der Straße.


Fazit


Passivsätze sollten vermieden werden, wenn es möglich ist, sind aber nicht verboten. Tatsächlich können sie gezielt eingesetzt werden. Um einen Text lebendig und fesselnd zu gestalten, eignet sich das Aktiv.

1 Kommentar:

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